Die Arthropodenfauna von Nichtzielflächen und die Konsequenzen für die Bewertung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf den terrestrischen Bereich des Naturhaushalts (UBC)

 Projektlaufzeit: 2001 - 2004  

Leitung:

Dr. rer. nat. Martina Roß-Nickoll
Dr. rer. nat. Gottfried Lennartz
Prof. Dr. rer. nat. Hans Toni Ratte


Bearbeitung:

Anette Fürste
Bernhard Theißen
Dr. rer. nat. Andreas Toschki
Dr. rer. nat. Richard Ottermanns 


Auftraggeber:

Umweltbundesamt

 

Hintergrund:

In der Ökotoxikologie wird die Frage nach der Beurteilung der "ökosystemaren Gesundheit" (ecosystem health) immer dringlicher gestellt. Eine solche Beurteilung muss synökologischen Charakter haben, da die meisten autökologischen Systeme nicht oder nur beschränkt in der Lage sind, Aussagen über Veränderungen von Ökosystemen zu liefern. Dem zu Folge besteht in der Ökotoxikologie ein Dilemma zwischen der etablierten legislativ-administrativen "Prüfökotoxikologie" und den wissenschaftlichen Ansprüchen an den Schutz von Ökosystemen. Dies äußert sich darin, dass derzeit noch rein empirisch gewonnene Testergebnisse ohne belastbare wissenschaftliche Begründungen auf die unterschiedlichsten komplexen Freilandsituationen übertragen werden.

In unserem Projekt sollen die im Rahmen des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmitteln nach Pflanzenschutzgesetz sowie der EU-Wirkstoffprüfung gemäß Richtlinie 91/414/EWG eingesetzten einzelnen Testspezies und Prüfverfahren auf ihre Relevanz für eine Bewertung von Auswirkungen auf komplexe Ökosysteme und ihre Biozönosen überprüft werden. Hierzu werden Biozönosen terrestrischer Ökosysteme, die in landwirtschaftlich genutzten Gebieten liegen und direkt an Anbauflächen grenzen, biozönologisch erfasst und beschrieben.
Auf der Basis der biozönologischen Ergebnisse wird ein Datensatz erarbeitet, mit dessen Hilfe Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Arthropoden prospektiv bewertet werden können und die Gestaltung sogenannter höherwertiger Prüfverfahren (Anhang VI der EU-Richtlinie 91/414/EWG) konkretisiert werden kann. Auf Grund der Komplexität der Ökosysteme, stellt sich die Frage nach einem geeigneten synökologischen Indikator.

Dieser Indikator muss möglichst einfach und nachvollziehbar festzustellen, wesentlich für das System und hinreichend empfindlich gegenüber Stressoren (u.a. Pflanzenschutzmitteln) sein.
Da die charakteristische Artkombination einer Organismengemeinschaft (Biozönose) als Ausdruck aller exogenen und endogenen Faktoren aufgefasst werden kann und sowohl räumliche und zeitliche als auch strukturelle Aspekte in sich birgt, entspricht nach unserer Auffassung die "typische Biozönose" und deren Veränderung den Kriterien für einen solchen synökologischen Indikator.

Untersucht werden ruderale Arrhenathereten (Glatthaferwiesen) auf Feldrainen in 3 Untersuchungsräumen, die repräsentativ für die landwirtschaftliche Flächennutzung innerhalb Deutschlands sind, nämlich Lössäcker in der Jülicher Börde, Sandäcker östlich von Leipzig und Muschelkalkäcker westlich von Würzburg.Die Biozönose wird über die Erhebung folgender Gruppen charakterisiert:Vegetation: pflanzensoziologische Charakterisierung

- Nichtzielorganismen im Boden (Collembolen)
- Blütenbesucher (Syrphidae, Coccinellidae, spez. Hymenoptera)
- Epigäische Räuber (Carabidae, Araneae)
- Flugfähige Räuber, Parasiten, Parasitoide (aculeate Hymenopteren ohne Ameisen)


Die Zönosedaten werden mit multivariaten statistischen Verfahren auf ihre Korrelation mit Standortfaktoren wie Bodentyp, Nutzung, Bodenart, pH-Wert, Phosphor (P2O5), Gesamtstickstoff, C/N-Verhältnis, Wasserhaltekapazität u. a. untersucht.